Hier ist die Entwicklung von Diebstählen bis 2022 nachvollziehbar. 2023 ist eine weitere Steigerung gemessen worden.

In Nordrhein-Westfalen und entsprechend auch im Ruhrgebiet verzeichnet die Polizei bzw. das Landesinnenministerium für das Jahr 2023 mehr Straftaten als 2022. Ganz genau sind es 3,4 Prozent mehr Straftaten. Darunter wird aber alles erfasst, was das Strafgesetzbuch so hergibt – von Diebstahl, über Drogenkriminalität, illegale Einwanderung, bis hin zu Einbruch, Vergewaltigung und Mord. Doch ist das Ruhrgebiet denn jetzt sicherer oder unsicherer als früher?

Einen deutlichen Anstieg gibt es bei Ladendiebstählen, dort stieg die Fallzahl um 24,9 Prozent – das sind rund 21.000 Fälle mehr als 2022. Auch die Anzahl von Straftaten in Zusammenhang mit Gewalttaten sind gestiegen und zwar um 7 Prozent zum Vorjahr. Im Vergleich zum Jahr 2013 verzeichnet das Land NRW sogar einen Anstieg von 21 Prozent. Gerade in Großstädten steigen die Kriminalitätsfälle.

Landesinnenminister Herbert Reul betont aber bei der Vorstellung der Statistik, die Aufklärungsquote sei 2023 die beste seit über 60 Jahren. Rund 54,2 Prozent der Straftaten in Nordrhein-Westfalen konnten aufgeklärt werden. Im Bereich der Sexualstraftaten konnten gar über 80 Prozent der Fälle aufgeklärt werden. Das Innenministerium geht hier aber von einer hohen Dunkelziffer aus, die gar nicht erst zur Anzeige gebracht wird und entsprechend in den Statistiken auch nicht berücksichtigt werden konnte.

Auch die Rauschgiftdelikte sind gestiegen, im Vergleich zum Jahr 2022 um 4,8 Prozent; im Vergleich zum Jahr 2013 sogar um über 22 Prozent. Um Cannabis, das im Jahr 2023 noch nicht legalisiert war, ging es dabei in 63 Prozent der Straftaten.

Unsicheres Ruhrgebiet?

Die Aufklärungsquote ist schon bis 2022 leicht gestiegen. 2023 wurden so viele Verbrechen aufgeklärt wie seit 60 Jahren nicht.

Das Leben im Ruhrgebiet ist heute im Vergleich mit dem Leben vor zehn Jahren laut Statistik unsicherer geworden. Einen Anstieg gibt es fast in allen Bereichen. Gerade die Bereiche Gewaltdelikte und Eigentumsdelikte greifen hier in unser Sicherheitsgefühl. Doch wie sehen die Umstände aus? Die meisten Gewalttaten sind Beziehungstaten. Das bedeutet, von unbekannten Leuten auf offener Straße attackiert zu werden, bleibt auch heute im Ruhrgebiet unwahrscheinlich. Der hohe Anstieg der Fallzahlen im Zehn-Jahres-Vergleich lässt sich auch leicht damit erklären, dass wir heute viel sensibler mit Taten wie häuslicher Gewalt umgehen. Die Anzeigen steigen schlicht. Die Dunkelfälle sinken.

Verbrechen gegen das Leben sind deutlich höher als vor einigen Jahren noch. Die Grafiken werden vom Innenministerium NRW zur Verfügung gestellt und zeigen die Entwicklung bis 2022.

Insofern sollten wir uns in unserer Wahrnehmung nicht von Statistiken lenken lassen. Die Frage sollte also nicht sein: Wie viele Gewalttaten werden jährlich im Ruhrgebiet registriert? Sondern: Fühle ich mich im Ruhrgebiet sicher? Und bei dem Thema fühlen sich auch deshalb viele im Ruhrgebiet wohl, weil sie sich in den Städten und Gemeinden im Ruhrgebiet überwiegend gut aufgehoben fühlen. Dunkelräume verschwinden zunehmend aus unseren Stadtbildern. Und Sozialräume werden vermehrt durch Initiativen, bürgerschaftliches Engagement und neue Stadtplanungsideen aufgebrochen und gemeinschaftlich gestaltet.

Also fühlen Sie sich im Ruhrgebiet sicher? Wenn nicht, wieso nicht und wo nicht?

Pascal Conrads

Pascal Conrads kommt aus einer Horde mit Verwandten, die viele Geschichten zu bieten hat. Sein Großvater hat jahrelang versucht, ihn zu überreden, sich der katholischen Kirche anzuschließen und Papst zu werden. Während die Familie seines Vaters ihn gerne bei der Bundeswehr gesehen hätte. Gemeinsam enttäuscht waren dann alle als die Wahl erst auf den Zivildienst und anschließend auf ein Germanistik- und Philosophie-Studium in Mainz und Düsseldorf fiel.

Es gibt Gerüchte, Pascals Familie gehe auf ein ungarisches Rittergeschlecht aus dem Mittelalter zurück. Der Ahnenforscher, der das herausgefunden haben will, ist aber mittlerweile verstorben.

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