Dienstag, 21. Mai 2024

Nils Huxoll, 36, Künstler

Wie kam es dazu, dass Sie „Müllfrei Dorsten“ gegründet haben?

Mit Zigarettenstummeln, die ich vom Boden aufgehoben habe, hat alles angefangen. Mittlerweile sind es über 80.000 Stück. Mit den Zigarettenkippen kam dann auch der Blick für den vielen Müll in der Natur. Mir ist schnell bewusst geworden, dass der Müll in so manchem Gebüsch teils Jahrzehnte dort liegt und sich einfach niemand darum kümmert. So entstand schnell der Wunsch nach einer zivilgesellschaftlichen Plattform, bei der alle mitmachen können. Und schon war „Müllfrei Dorsten“ geboren.

Was macht für Sie den Einsatz für „Müllfrei Dorsten“ so besonders?

Müll sammeln ist ein modernes Abenteuer. Im Wald gibt es so viel zu entdecken: Alte Schätze, Pistolen, Geld, geheime, längst vergessene Orte. Die Natur ist mir so nahe, wie sonst selten. Es ist so schön, zwischen Blättern und Zweigen hindurchzulaufen und der Natur etwas Gutes zu tun. Menschen, die fremden Müll aufsammeln, sind immer nett, das macht das gemeinsame Müllsammeln so wundervoll.

Wie organisiert sich die Initiative?

Bislang planen wir gemeinsame Sammeltreffen über eine Whatsapp-Gruppe: „Hey, hat jemand Lust am Sonntag zusammen Müll sammeln zu gehen?“. Wir werden diese Spontanität mit regelmäßigen Terminen in Zukunft ergänzen. Infos und Termine und jede Menge Fotos von gefundenen Raritäten gibt es auf unserer Instagram- oder Facebookseite.

Erleben Sie das Ruhrgebiet als eher sozial engagiert oder nicht?

Im Ruhrgebiet entstehen immer mehr Initiativen, die sich um den Müll in der Natur ehrenamtlich kümmern. Die Menschen hier sind sowieso sehr engagiert, was den Umweltschutz angeht. Im Ruhrgebiet ist das Ehrenamt ein so großer Schatz für unsere Gesellschaft. Und bei der Bewältigung des Müllproblems braucht die Natur definitiv unsere Hilfe.

Was ist für Sie Heimat?

Heimat ist ein Gefühl für mich. Heimat ist da, wo ich mich geborgen fühle oder gefühlt habe. Wo man mich kennt. Heimat löst tiefe Emotionen aus, mein Herz macht Luftsprünge oder ist auch tief betrübt. Heimat ist da, wo ich mich einmischen und gestalten will. Dort, wo mir es nicht egal ist, was damit in Zukunft passiert.

An welchem Ort im Ruhrgebiet fühlen Sie sich persönlich am wohlsten?

Am wohlsten fühle ich mich in Gegenwart von Menschen, die authentisch, ehrlich und warmherzig sind. Da ich im Ruhrpott lebe, fühle ich mich also sehr häufig wohl.

Was finden Sie woanders besser als im Ruhrgebiet?

Eine Zeit meines Lebens habe ich in Paraguay gelebt. Die tiefenentspannte, sehr auf das Miteinander fokussierte Kultur dort vermisse ich sehr.

Würden Sie das Ruhrgebiet jemals verlassen?

In Hessen, Rheinland-Pfalz, Spanien und in Paraguay habe ich schon gelebt, doch ich bin bewusst wieder ins Ruhrgebiet zurückgezogen. Die Menschen hier haben das Herz am richtigen Fleck und sind so wundervoll direkt, ehrlich und offen. Ich liebe die Kultur hier.

Was wünschen Sie sich für die Zukunft im Ruhrgebiet?

Ich wünsche mir, dass ganz viele Menschen mal ausprobieren, alleine oder mit dem Partner, der besten Freundin, den Kindern oder Eltern Müll sammeln zu gehen. Es ist so ein tolles Hobby und gerade, wenn man 2-3 Meter mal vom Weg ab in den Wald geht, ist es ein spannendes Erlebnis.

Was muss sich in Sachen Umweltschutz im Revier ändern?

Unser sogenannter 'Müll' ist in Wirklichkeit eine wertvolle und wichtige Ressource. Eine nachhaltige Kreislauf-Wirtschaft zu etablieren, in der alle Dinge wiederverwertet werden, ist unerlässlich für ein ökologisches Weiterkommen. Die Natur, die Tiere und Pflanzen haben es verdient, vor unserer Wegwerf-Mentalität geschützt zu werden.

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