Sommer, Sonne, Sonnenschein – dann schlägt die Stunde für Bildjournalist Klaus Micke. Seine Leidenschaft: Das Ruhrgebiet, seine Heimat, einem großen Publikum im Internet zeigen. Ruhrgebiet – das sind doch die grauen Schlote und die traurigen schwarz-weiß Bilder, oder? Weit gefehlt.
Knallbunte Farben, haarscharfe Konturen und stimmige Symmetrien zeigen Klaus Mickes Blick auf den Kohlenpott. Diesen, seinen, ganz besonderen Blick auf das Ruhrgebiet teilt er auf seinem Instagram-Account mit über 19.000 Menschen. Mit 69 Jahren hat Klaus Micke eine Ausdauer, wie sie sich viele Influencer wohl wünschen würden: Seit dem 1. Januar 2019 postet der Bildjournalist jeden Tag eines seiner Werke auf Instagram. Und: „Ich habe zwischen 3000 und 4000 Bilder, die ich noch nicht gepostet habe.“ Jeden Tag sucht er aufs Neue in seiner Bibliothek nach einem Bild, das er posten möchte, lässt sich dabei von seiner Stimmung und Laune leiten. „Ich fing damit an, als ich noch als Cheffotograf für die FUNKE Mediengruppe gearbeitet habe.“ Mit Instagram habe er sich damals nicht beschäftigt. „Während der Arbeit haben mir zwei junge Volontärinnen von der Plattform erzählt. Da hat es mich dann gepackt.“
Fotos widerlegen alte Vorurteile über das Ruhrgebiet
Schon viele Jahre findet der Fotograf Gefallen an Street Art, also der Kunst, die urbane Landschaft auf Film einzufangen. Angefangen hat Klaus aber so, wie es viele Ruhrgebietsfotografen tun; in schwarz-weiß. „Eines Tages war ich in Oberhausen unterwegs und mir fiel die knallbunte Fassade des Möbelgeschäfts Poco unweit vom Centro auf. Die Symmetrie, die Kontraste von rot und gelb, haben mich umgehauen. Ich habe nur noch draufgehalten und unzählige Fotos von dieser Szenerie geschossen. Seit diesem Tag halte ich nach solchen bunten Gebäuden Ausschau.“
Und das tut er seit vielen Jahren mit großem Erfolg und widerlegt so ganz nebenbei viele der alten Vorurteile, die so gern über das Ruhrgebiet kursieren, egal ob im restlichen Teil von Deutschland oder sogar im Ausland. „Besonders durch meinen Instagram-Kanal komme ich auch viel mit internationalen Künstlerinnen und Künstlern in Kontakt. Viele haben mir geschrieben, dass sie immer wieder überrascht sind, wie viel Farbe sich doch im Ruhrgebiet versteckt. Viele Menschen da draußen stellen sich das Ruhrgebiet als dunklen, grauen und dreckigen Ort vor. Quasi trostlos. Ich beweise mit jedem Bild das Gegenteil – und tue das besonders gern.“
Klaus und die New York Times
Seine Leidenschaft hat ihn weit gebracht, auch einige internationale Medien wurden bereits auf den Fotografen aufmerksam. Der bisherige Höhepunkt: 2021 wählte die renommierte New York Times seinen Instagram-Account zu einem von fünfen, „denen man jetzt folgen muss“. Das abstrakte Bild eines Speditionslager in Oberhausen nahm in der Printausgabe der Zeitung eine ganze halbe Seite ein: „Ich war zuerst schon überrascht, habe mich aber auch sehr über diese Aufmerksamkeit gefreut“, sagt Klaus Micke zu dieser besonderen Ehre.
Und das, obwohl der Oberhausener auf seinen Bildern selbst nie zu sehen ist, ebenso wenig wie Tiere oder andere Menschen. Klare Linien, raffinierte Winkel und scharfe Geometrie – das ist es, was die Fotografien von Klaus Micke ausmachen. „Ich bin wie ein Eichhörnchen: Ich suche nach Nüssen, den kleinen Schätzen.“ Und das ist gar nicht immer so einfach. „Ich kenne mich im Ruhrgebiet sehr gut aus, deshalb bin ich immer froh, wenn ich etwas Neues entdecke. Schließlich verändert sich hier in der Region ja auch immer etwas. Aber auch an Orten, an denen ich schon mehrere Male war, lässt sich oft doch noch eine neue Perspektive, eine neue Farbe, ein neuer Winkel einfangen.“ Auch dieser Wandel, diese Fähigkeit des Ruhrgebietes, sich immer wieder den gesellschaftlichen und urbanen Herausforderungen zu stellen, macht die Region für Klaus Micke zur Heimat: „Außer es regnet und der Himmel ist trüb. Wenn ich eine Woche lang nicht rausgehen und neue Motive suchen kann, bekomme ich schlechte Laune.“
Klaus Mickes Instagram-Account: https://www.instagram.com/p/C2pbHikoZMa/
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